Pressespiegel
MEIN WUNDERKIND
Krebsdiagnose kurz vor der Geburt! Wie Jessica (33) um ihr Leben und um ihre Zukunft mit Leopold (1) kämpfte
Schauen Sie sich dieses Strahlen an: Jessica Schlot aus Essen ist die vielleicht glücklichste Mutter der Welt. Denn noch vor zwei Jahren, als sie ihren Sohn im Bauch trug, hing ihr Leben am seidenen Faden

Dieser Flummi muss doch zu fangen sein! Leopold saust mit roten Wangen durch den Flur, rein ins Wohnzimmer, dem Ball immer hinterher. Jessica fängt ihren Sohn, streicht ihm mit der rechten Hand den Pony aus der Stirn. Und während ihr Blick zärtlich auf seinem Gesicht ruht, fährt ihre Hand zurück an ihren Hals, hin zu der kleinen Stelle vor dem Schlüsselbein, an der die schmale Narbe sitzt. Die Geste dauert keine drei Sekunden, doch sie erzählt ein Stück dieser Geschichte. Es ist die Geschichte einer Mutter, die kurz vor der Geburt ihres Babys erfährt, dass sie Krebs hat. Und es ist eine Geschichte, die Mut macht – weil heute beide gesund sind.

Mai 2013. Jessica Schloth aus Essen erwartet ihr zweites Kind, noch fünf Wochen bis zur Geburt. „Die Schwangerschaft war anstrengend“, erzählt sie. „Mir war immer schlecht. Bronchitis, Nebenhöhlenentzündung, Husten – ein Infekt jagte den nächsten.“ Sie schiebt es auf den Stress, kuriert sich aus. Und ignoriert den stark geschwollenen Lymphknoten am Hals, vier Zentimeter groß, der dicker und dicker wird. Der Körper gibt das Zeichen, das ihr Leben rettet.
„Ich bekam vorzeitige Wehen. Als meine Gynäkologin den Knoten sah, überwies sie mich zum HNO.“ Ultraschall, OP, man drängt zur Eile. Jessica, selbst Ärztin, spürt: „Da stimmt was nicht.“ Ein Lymphknoten wird entfernt. Befund und Röntgenbild heben die Welt aus den Angeln. Lymphdrüsenkrebs! „Lunge und Brustraum waren voller Tumore, einer engte die Luftröhre um die Hälfte ein.“ Jessica weiß: Sie hat keine Zeit. „Ohne Behandlung hätte ich nur wenige Wochen gehabt.“
„Das Leben ist kostbar – auch mit Krebs“
Sebastian (33), ihr Mann, erinnert sich an den Anruf: „Ich saß stocksteif am Schreibtisch. Dann lief ich zur Toilette, wusch mir das Gesicht kalt ab und fuhr ins Krankenhaus.“ Am nächsten Tag, dem 25. Mai, wird die Geburt eingeleitet. 2100 Gramm, 42 Zentimeter – Leopold ist kerngesund. Eine Woche darf Jessica ihr Baby stillen. Sie organisiert Notmutter, Haushaltshilfe, psychologische Betreuung, Selbsthilfegruppe. Und beschließt: „Ich kann nicht bestimmen, ob ich Krebs kriege – aber ich kann bestimmen, wie ich damit umgehe!“
Im Juni beginnt die Chemotherapie. Tagsüber ist Jessica in der Klinik, ihr Mann versorgt mit der Notmutter Leopold und Selma (4). Nachts holt Jessica sich ihr Baby ins Bett, wickelt es, gibt die Flasche. „Das war unsere Kuschelzeit.“ Sechs Monate lang. Jessica kämpft – für Leopold, für die Familie. „Ich hatte nie das Gefühl, dass es zu Ende geht.“
Die Haare fallen aus. Sie hat fünf Lungenentzündungen, muss zwei mal ins Krankenhaus. „Am Ende kam ich nicht mehr die Treppe hoch“, erzählt sie auf dem Weg zum Spielplatz. Leopold saust mit dem Laufrad vorne weg. Jessica lächelt. „Unglaublich, wie gesund er ist. Leopold ist mein Wunderkind.“ Was ihr neben der Medizin half? „Reden mit meinem Mann und die Fürsorge der Freunde. Von jedem Telefonat waren zehn Minuten für den Krebs reserviert.“
Im Dezember dann das Kontroll-CT: Alle Tumore sind weg! Heute geht es Jessica gut. Sie arbeitet wieder, gönnt sich öfter Auszeiten, kocht nur noch frisch und hat wieder Kraft, um mit Leopold rumzutoben. Alle drei Monate geht sie zur Kontrolle. Kommt fünf Jahre nach der Chemo nichts zurück, gilt Jessica als geheilt. Zwei Jahre sind geschafft, die Chance auf völlige Heilung liegt bei 90 Prozent. Mit einer Initiative macht Jessica anderen Betroffenen Mut, nach der Krebs-Diagnose nicht aufzugeben. „Man kann dennoch ein kostbares Leben haben, viele Arten sind immer besser heilbar, Menschen leben länger. Krebs muss nicht das Ende sein.“
Heute erinnern nur Fotos an Jessicas Krebs, die sie mit Glatze zeigen, mit Leopold im Arm. Oder die Perücke, die ihr half, als die Haare ausfielen. Und eben diese kleine Narbe am Hals. Wenn Leopold zur Schule kommt, wird sie kaum noch zu sehen sein.
Veröffentlicht: 30.04.2015 | Quelle: Bild der Frau
So normal wie möglich weiterleben
Es ist der Hochzeitstag ihrer Cousine, als Helena Grabowizki ihre Diagnose erhält: Brustkrebs. Sie entwickelt ihre ganz eigene „persönliche Überlebensstrategie“, um der Krankheit zu begegnen. Beim Cancer Suvivors Day 2015 machte sie auch anderen Betroffenen Mut. rbb Praxis sprach mit einer Frau, die auf bemerkenswerte Weise mit ihrer Krankheit umgegangen ist.
Frau Grabowizki, was hat Ihnen geholfen, als Sie die Diagnose Brustkrebs erhalten haben?
Ich kann nicht direkt einzelne Dinge aufzählen, die mir geholfen haben. Ich weiß aber, dass mir auf jeden Fall Kraft gegeben hat, dass ich versucht habe, mein Leben so normal wie möglich weiterzuleben. Ich habe auch weiterhin alles gemacht, was mir Spaß macht. Ich habe mich mit meinen Freunden getroffen und bin meinen Hobbys weiter nachgegangen, soweit meine Kraft das während der Chemotherapie zugelassen hat. Das hat mir, denke ich, wiederum Kraft gegeben, die Erkrankung und Behandlung durchzustehen.
Können Sie sich an den Tag erinnern, als Sie die Diagnose erhalten haben?
Der Tag, an dem ich die Diagnose erhalten habe, war für mich auch ein besonderer Tag, den ich niemals vergessen werde, weil an dem Tag meine Cousine geheiratet hat. Ich habe vormittags die Diagnose erhalten und mittags war die standesamtliche Trauung. Meine Mutter war dabei, als mir im Krankenhaus die Diagnose mitgeteilt wurde und sie hat mich gefragt, was wir jetzt machen. Ich habe zu ihr gesagt: „Wir gehen nach Hause, machen uns fertig und gehen dann auf die Hochzeit.“ Und so habe ich gleich vom ersten Tag an beschlossen, raus zu gehen und mich nicht zurückzuziehen. Denn ich habe gemerkt, dass man sich zu viele Gedanken macht, wenn man zu Hause bleibt. Das zieht einen eher runter.
INFOS IM NETZ
deutsche-krebsstiftung.de – Cancer Survivors Day 2015
du-bist-kostbar.de – Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar”
du-bist-kostbar.de – Helena Grabowizki bei „du bist kostbar”
Wie sollte das Umfeld, Familie und Freunde, aus Ihrer Sicht mit der Erkrankung umgehen?
Für mich war es wichtig, dass mich das Umfeld ganz normal behandelt. Ich brauche kein Mitleid oder irgendeine Sonderbehandlung. Denn das zieht einen dann auch eher runter. Vor allem ist es auch wichtig, dass das Umfeld akzeptiert, wenn es einem gut geht. Ein paar Mal habe ich Leute getroffen, die mich gefragt haben, wie es mir geht. Und wenn ich gesagt habe, dass es mir gut geht, haben sie gesagt: „Wie geht es dir wirklich?“ In dem Moment habe ich mir nur gedacht: „Was wollt ihr denn hören? Wenn ich das sage, dann ist das so.“ So etwas fand ich nicht schön. Natürlich muss man während der Behandlungen Strapazen durchmachen. Aber im Großen und Ganzen ging es mir gut. Und das sollte das Umfeld dann auch akzeptieren und normal mit einem umgehen.
Inwiefern ist Unterstützung aus dem Umfeld wichtig?
Unterstützung ist natürlich wichtig. Am besten ist es, Hilfe anzubieten und dann aber auch zu akzeptieren, wenn der andere gerade keine Hilfe braucht. Das Umfeld sollte sich also nicht aufdrängen, aber trotzdem da sein und Hilfe anbieten.
Auch für eine Beziehung kann es eine große Herausforderung sein, wenn der Partner erkrankt. Wie haben Sie das in Ihrer Beziehung erlebt?
Die Krankheit zusammen zu durchleben war schon eine Belastungsprobe für mich und meinen Partner. Als ich die Diagnose erhalten habe, waren wir noch kein Jahr zusammen und hatten gerade erst einen Monat zusammen gewohnt. Aber es hat alles sehr gut funktioniert. Ich bin sehr dankbar, dass mein Partner so gut zu mir hält, mir geholfen hat und immer für mich da war. Das hat uns wirklich noch enger zusammengeschweißt.
Was wäre Ihr Rat an andere Betroffene, um eine Art „persönliche Überlebensstrategie“ zu entwickeln?
Ich habe mir keine konkrete Strategie ausgedacht. Aber mein Slogan ist, dass man versuchen sollte, sein Leben soweit wie möglich normal weiterzuleben. Natürlich machen sich die Freunde Sorgen und Gedanken. Wenn man selber versucht, positiv zu denken, macht man es dem Umfeld auch leichter, denke ich. Ich hatte auch Glück, dass alles so gut abgelaufen ist und die Therapie so gut angeschlagen hat. Und ich kann natürlich nicht für andere sprechen, bei denen es vielleicht nicht so glatt läuft. Aber ich denke auf jeden Fall, positive Gedanken helfen, dass man es schafft, mit der Erkrankung besser umzugehen.
Sie haben bei der Kampagne „du bist kostbar” mitgemacht. War es schwierig für Sie, so offen über die Erkrankung zu sprechen?
Nein, das war überhaupt nicht schwierig für mich. Ich bin auch im Privaten, im Freundeskreis sehr offen damit umgegangen. Von Anfang an. Ich bin eigentlich eher zurückhaltend. Aber auch jetzt habe ich gemerkt, dass es mir überhaupt nichts ausmacht, über die Krankheit zu reden. Ich kann ein ganz konkretes Beispiel erzählen: Als meine Haare schon wieder etwas gewachsen sind, waren wir im Garten. Da hat mich ein Nachbar gefragt: „Was hast Du denn mit deinen Haaren gemacht?“ Ich habe gesagt: „Wenn ich ehrlich sein soll, habe ich meine Haare bei der Chemotherapie gelassen.“ Für mich war das irgendwie kein Problem, gleich so offen darüber zu reden. Ich habe mir in dem Moment überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie das bei den anderen ankommt. Denn für viele war das natürlich auch ein Schock. Aber diese Krankheit gehörte in dem Moment ja zu meinem Leben und es gab keinen Grund für mich, das zu verheimlichen.
Sie beschreiben bei der Kampagne „du bist kostbar”, dass Sie durch die Erkrankung offener geworden sind und sich auch verändert haben. Inwiefern?
Ja, das ist wirklich so. Ich bin offener geworden und ich mache mir auch weniger Gedanken darüber, was andere denken. Ich mache mir nicht mehr so viele Gedanken über eigentlich unwichtige Dinge. Und ich habe durch die Krankheit auch gelernt, mich selbst mehr zu schätzen.
Wie geht es Ihnen heute?
Mir geht es sehr gut. Die großen Behandlungen – die Chemotherapie und die Bestrahlung – habe ich hinter mir. Ich bin operiert worden und tumorfrei. Ich gehe regelmäßig zur Nachsorge und ich bekomme noch eine Antihormontherapie. Die letzten Nachsorgeuntersuchungen sind sehr gut ausgefallen. Ich bin guter Dinge, dass das hoffentlich so weitergeht.
Vielen Dank für das offene Gespräch, Frau Grabowizki und weiterhin alles Gute!
Das Interview führte Nadine Bader
Veröffentlicht: 24.02.2015 | Quelle: rbb-online.de
Krebs macht das Leben kostbar
Anne Brüning – Jessica erfuhr kurz vor der Geburt ihres Sohnes von ihrer Krankheit. Sie und der kleine Leopold sind heute gesund. Beim ersten Cancer Survivors Day in Berlin, soll die Aufmerksamkeit auf die vielen Menschen gerichtet werden, die eine Tumorerkrankung überstanden haben.
Jessica Schloth erwartete ihr zweites Kind. Fünf Wochen vor dem errechneten Geburtstermin kam sie mit vorzeitigen Wehen ins Krankenhaus. Dort fiel auf, dass ihre Lymphknoten am Hals stark geschwollen waren. Unter lokaler Betäubung wurden sie entfernt und das Gewebe untersucht. Die Diagnose, die sie zwei Tage später erhielt, war niederschmetternd: Krebs der Lymphknoten, Hodgkin-Lymphom genannt. Am nächsten Tag sollte die Geburt eingeleitet werden, danach die Tumortherapie starten.
Jessica Schloth, die in Essen als Ärztin arbeitet, rief vom Krankenbett aus ihren Mann im Büro an, um ihm von der Diagnose zu berichten. „Es war schwierig, das meinem Mann am Telefon zu sagen“, erinnert sie sich. Tränen schwimmen in ihren Augen, man merkt, wie schwer es ihr fällt weiterzusprechen, wenn sie von diesem Tag vor knapp zwei Jahren berichtet.
Zu sehen ist diese Szene in einem Kurzfilm, der zusammen mit drei weiteren am heutigen Dienstag anlässlich des ersten „German Cancer Survivors Day“ im Berliner Hauptbahnhof gezeigt wird. Die Deutsche Krebsstiftung möchte an diesem Tag ehemalige Krebspatienten, Langzeitüberlebende genannt, in den Blickpunkt rücken.
In den Kurzfilmen (abrufbar auch unter www.du-bist-kostbar.de) berichten die Patienten, wie sie mit ihrer Tumorerkrankung umgehen. Die Filme berühren – und machen Mut. Denn sie zeigen, wie erstaunlich gut es nach der Krebsdiagnose weitergehen kann mit dem Leben.
Nach der Geburt zur Chemo
Jessica Schloths Sohn Leopold zum Beispiel kam komplikationslos zur Welt und ist heute ein fröhliches und gesundes Kleinkind. „Mein Wunderkind“, nennt sie ihn. Zwei Tage ließ man die beiden nach der Geburt in Ruhe, eine Woche konnte die junge Mutter noch stillen. Dann begann die halbjährige Chemotherapie. Besonders die zweite Hälfte sei körperlich extrem anstrengend gewesen. „Ohne Chemotherapie wäre ich jedoch gestorben – und das schnell“, sagt Jessica Schloth.
Inzwischen sind ihre Haare nachgewachsen, die zweifache Mutter arbeitet wieder Vollzeit in der Klinik. Über ihre Krankheit spricht die 33-Jährige offen und sachlich. Bei der Kampagne der Krebsstiftung macht sie gerne mit, reist dafür sogar extra nach Berlin. Denn sie möchte andere Tumorpatienten dazu ermuntern, offen mit ihrer Erkrankung umzugehen. „Das nimmt viel Druck weg“, sagt sie. „Sich ständig verstellen zu müssen, kann sehr belastend sein.“

Natürlich meistern nicht alle Betroffenen ihre Krankheit so vorbildlich. Krebs nagt an der Psyche und führt zu Depressionen und Angsterkrankungen. Er kann zu lähmender Erschöpfung führen, Fatigue genannt. Und vor allem die Therapien haben Spätfolgen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen zum Beispiel. Angesichts der rapide wachsenden Zahl von Überlebenden gibt es also neuerdings viel therapeutischen Bedarf im Nachhall von Krebs. Und viele offene Fragen.
Jessica Schloths Chancen gesund zu bleiben, sind recht gut. Wenn kein neuer Schicksalsschlag sie ereilt, wird sie in ein paar Jahren zu den Langzeitüberlebenden von Krebs zählen, auf Englisch Cancer Survivors genannt. Dank der Fortschritte in der Onkologie erhöht sich deren Zahl von Jahr zu Jahr rapide. Derzeit sind es in Deutschland gut 3,2 Millionen Krebs-Überlebende, in wenigen Jahren könnten es mehr als 4 Millionen sein.
Wie sich das Leben anfühlt, wenn man eine Krebserkrankung mit all den körperlichen Therapiestrapazen und seelischen Ängsten durchgestanden hat, kann ein Nicht-Krebskranker sich nur annähernd vorstellen.
Um diese besonderen Menschen, die oft eine unglaubliche Zuversicht, Entschlossenheit und Kraft ausstrahlen, stärker in den Blickpunkt zu rücken, hat die Deutsche Krebsstiftung vor, den Cancer Survivors Day fortan jährlich zu begehen. Mit der Kampagne will sie Menschen Mut machen, mit der Krankheit Krebs selbstbewusst umzugehen und sie als Lebenssituation in den Alltag zu integrieren.

Ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Krankheit sogar das Leben in gewisser Hinsicht verbessern kann, liefert eine andere Protagonistin der Kurzfilme, Helena Grabowizki. Sie erkrankte an Brustkrebs, verlor bei der Operation eine Brust und während der Chemotherapie ihre langen lockigen Haare. Nun ist es überstanden und die 31-Jährige sagt: „Die Krankheit hat mein Leben verändert, aber positiv, denn ich bin offener geworden.“ So habe sie zum Beispiel keine Hemmungen mehr, ins Schwimmbad zu gehen – was sie seit dem Teenageralter vermieden hatte. Sie hatte Komplexe, fühlte sich zu blass und zu dick. Solche Probleme lösen sich in Luft auf, wenn man es mit Krebs zu tun hatte.
Über die speziellen Bedürfnisse und Probleme von Cancer Survivors wurden bislang jedoch kaum wissenschaftliche Erkenntnisse gesammelt. „Es ist noch nicht einmal klar definiert, wer zu den Krebs-Langzeitüberlebenden zählt“, sagt Jutta Hübner von der Deutschen Krebsgesellschaft in Berlin. Oft gelte eine Überlebenszeit von fünf Jahren nach der ersten Therapie als Maßstab. Noch üblicher sei inzwischen jedoch eine bewusst vagere Definition, nach der all jene als Cancer Survivors zählen, die seit mehreren Jahren geheilt von Krebs sind, sowie diejenigen, die mehrere Jahre mit Krebs überlebt haben.
Patienten, die dauerhaft Medikamente einnehmen, um ihre Krebserkrankung in Schach zu halten, zählen also auch zu den Überlebenden. Krebs ist für sie wie eine chronische Krankheit. „Immerhin können wir in Deutschland mittlerweile aber die Hälfte aller Krebspatienten definitiv heilen“, sagt Jutta Hübner.
Ein Tag fürs Überleben
50 Prozent Heilung:500 000 Menschen in Deutschland erkranken jährlich an Krebs. Etwa die Hälfte von ihnen können Ärzte inzwischen heilen.
Von welchem Zeitpunkt an sich ein Patient als geheilt ansehen kann, ist von Tumor zu Tumor unterschiedlich. Hodenkrebs beispielsweise tritt fast immer in jungen Jahren auf. Rückfälle, Rezidive genannt, geschehen in der Regel innerhalb der ersten zwei, spätestens fünf Jahre. „Wenn mich ein Hodenkrebspatient zehn Jahre nach der Therapie fragt, ob er nun geheilt ist, dann kann ich das mit gutem Gewissen bestätigen“, sagt Jutta Hübner. Anders sei die Lage beim Brustkrebs. Denn bei dieser Tumorart kommt es auch nach 15 Jahren noch zu Rezidiven.
Nach erfolgreicher Therapie müssen Krebspatienten also viele Jahre damit leben, dass die Krankheit sie wieder befallen könnte. Sie müssen lernen, mit dieser Unsicherheit umzugehen. „Viele schwanken dabei ständig zwischen dem Gedanken, sie seien geheilt, und der Angst davor, was wohl als Nächstes kommt“, sagt Jutta Hübner. Aufgabe der Ärzte und Therapeuten sei es, die Patienten zu begleiten und ihnen Sicherheit in dieser unsicheren Situation zu bieten.

Allerdings gibt es hierzulande kaum Strukturen für eine langfristige Begleitung von Krebs-Langzeitüberlebenden. Für den Onkologen sind sie abgehakt, viele andere Ärzte kennen sich nicht aus mit den speziellen Problemen. Viele Patienten haben zum Beispiel jahrelang mit Fatigue zu tun, sind chronisch erschöpft. „Meistens gehört Glück dazu, in kompetente Hände für die Behandlung zu kommen“, sagt Hübner.
Seit Kurzem kommen weitere Langzeitfolgen, vor allem der Krebstherapien, ans Licht. Etwa erhöhte Risiken für Stoffwechsel- und Herzkreislauferkrankungen. Hübners Wunsch: „Wir bräuchten deutschlandweit rund um die Tumorzentren ein Netzwerk von Experten: Onkologen, Hausärzte, Betriebsärzte, Vertreter von Sportvereinen und Psychologen müssten kooperieren und Krebs-Langzeitüberlebende individuell begleiten.“
Jessica Schloth würde derartige Strukturen sehr begrüßen. Spätfolgen der Therapie sind für sie kein akutes Thema. Sie ist vollauf damit beschäftigt, den Alltag zu meistern mit ihrer Arbeit und zwei Kindern. Sie lebt jetzt bewusster, schiebt Dinge nicht mehr lange vor sich her. Und sie hat sich fest vorgenommen, ihr Leben nicht von den Gedanken an die Krankheit bestimmen zu lassen. „Ich bin gesund – bis zum Beweis der Gegenteils“, sagt sie. Das Leben sei nun mal lebensgefährlich. Eine Krebserkrankung zeigt, wie kostbar es ist.
Veröffentlicht: 24.02.2015 | Quelle: Berliner Zeitung
Unterstützung für Krebskranke
Initiative „du bist kostbar“ künftig für ganz Deutschland
iff, WIESBADEN. Die hessische Krebspräventionsinitiative „Du bist kostbar“,die Krebspatienten und ihre Angehörigen beim Umgang mit der Krankheit unterstützen, ihnen Orientierung bieten und Mut machen will, wird auf das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt. Das hat der hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner (CDU) nach der Eröffnung der Kampagne für 2015 bekanntgegeben. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hatte die Schirmherrschaft über die Veranstaltung in Schloss Biebrich mit 150 Teilnehmern übernommen.
„Die Diagnose ‚Krebs‘ ist für die allermeisten Menschen ein Schock“, wird Gröhe in der Mitteilung zitiert. Viele Krebskranke und ihre Angehörigen fühlten sich mit der Diagnose überfordert. Die Krebspräventionsinitiative ermutige Krebskranke und ihre Angehörigen zu kämpfen. Wegen der positiven Wirkung auf die Kranken soll sie nun gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, finanziert durch die Deutsche Krebsstiftung, erweitert werden. Hessen sei einmal mehr Vorreiter, schreibt Grüttner. „Damit aus einem Gedanken eine Bewegung wird, braucht es Leitfiguren, Menschen, die glaubwürdig und inspirierend dafür stehen, dass der Wert des Lebens durch nichts gemindert werden darf. “
Bei der Veranstaltung wurden vier neue Kurzfilme präsentiert, in denen Betroffene erzählen, wie sie ihre Krebserkrankung erleben und damit umgehen, was sie ängstigt, was sie stärkt und ihnen hilft, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Die Filme können im Internet auf www.du-bist-kostbar.de angeschaut werden. Dort stellen auch die Landeskrebsgesellschaften ihre Aktivitäten vor.
Das hessische Sozialministerium will in diesen Jahr das Programm „Kampf dem Krebs am Arbeitsplatz“ beginnen. Zwischen vier und 8,5 Prozent aller Krebserkrankungen seien auf arbeitsbedingte Expositionen zurückzuführen, sagte Grüttner. Ein weiteres neues Projekt von „Du bist kostbar“ dient der Prävention von HP-Viren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können. Es wird an Schulen der Rhein-Neckar-Region angeboten. Fortgesetzt werden die Aktionen zur Selbstuntersuchung der Brust von den Hessischen Landfrauen und der AOK, „Schatten, Shirt und Sonnencreme“ zur Hautkrebsprävention an Grundschulen, „Sportler gegen Hautkrebs“ von Landessportbund und Techniker Krankenkasse und Sportprojekte der Stiftung Leben mit Krebs.
Die Initiative „Du bis kostbar“ wurde 2012 vom hessischen Gesundheitsministerium, der hessischen Krebsgesellschaft und der Stiftung „Leben mit Krebs“ ins Leben gerufen. Unterstützt wird sie von Krankenkassen und Ärzten ebenso wie von Vereinen und Profisportlern.
Veröffentlicht: 05.02.2015 | Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung
Kampf dem Krebs am Arbeitsplatz
von Angelika Eder, WIESBADEN – Die Erfolge, die bisher in der Darm-, Brust- und Hautkrebsvorsorge erzielt wurden, sollen nun auf den Arbeitsplatz ausgedehnt werden. Dies war Thema bei der Veranstaltung der Krebspräventionsinitiative „Du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“, die anlässlich des heutigen Weltkrebstages im Biebricher Schloss stattfand. Über die Aktionen der Initiative informierten Vertreter der Initiatoren, des Hessischen Sozialministeriums, der Hessischen Krebsgesellschaft und der Stiftung „Leben mit Krebs“.
Den Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation (IAO) zufolge starben in den EU-Staaten allein 2008 mehr als 95 000 Beschäftigte an Berufskrebs. In Deutschland lag der Anteil der Krebsleiden an den Berufserkrankungen mit Todesfolge bei über 55 Prozent. „Die europäischen Institutionen gehen davon aus, dass insgesamt zwischen vier und achteinhalb Prozent aller Krebskrankheiten auf arbeitsbedingte Expositionen zurückgehen“, sagte Staatsminister Stefan Grüttner (CDU). Deshalb startet im Frühjahr die Initiative „Kampf dem Krebs am Arbeitsplatz“, in Kooperation mit den hessischen Arbeitsschutzbehörden vom Ministerium organisiert, wie dessen Mitarbeiter Dr. Michael Au vor rund 100 Besuchern in der Rotunde unterstrich: „Hauptursache für den Berufskrebs sind krebserzeugende Gefahrstoffe“, zu denen Formaldehyd, Nickel, Asbest, Benzol, Hartholzstaub oder Cadmium zählen. Entsprechende Gefährdungen sollen verstärkt aufgedeckt, die Betriebe unterrichtet und die Beschäftigten geschützt werden.
So wie Hessen bundesweit Vorreiter mit der Initiative „Du bist kostbar“ als Gegengewicht zum Mythos „Krebs = Todesurteil“ wurde, ist es nun auch – nach Hamburg – ein Vorreiter mit dem kommenden Hessischen Krebsregister, in Zuge dessen alle Ärzte verpflichtet werden, für onkologische Patienten einen klinischen Meldebogen auszufüllen. Das Register soll die Behandlung des Krebspatienten von der Erstdiagnose bis einschließlich Nachsorge nachvollziehen lassen, um weitere Erkenntnisse zu Ursachen, Risikofaktoren, Entwicklung und Therapie zu gewinnen. Ziel ist es, wie Dr. Catharina Maulbecker-Armstrong vom Sozialministerium erläuterte – übrigens gemeinsam mit Professor Dr. Karl-Heinrich Link Initiatorin von „Du bist kostbar“ –, „die bestmöglichen Behandlungswege eines Krebspatienten zu finden“.
Die klinische Krebsregistrierung, für die eine „Vertrauens“- und eine „Landesauswertungsstelle“ zur Verfügung stehen, wird gegenüber dem bisherigen epidemiologischen Register eine sehr viel höhere Datenfülle haben: Aus einem bisherigen einseitigen Meldebogen wurde ein vierseitiger, den man genau am Tag der Veranstaltung an die Ärzte verschickte. Auch alle anderen Vorbereitungen sind bereits angelaufen: Das erforderliche IT-System etwa ist in Arbeit, das Patienten-Infoblatt zu Fragen des Datenschutzes fertiggestellt. Bis 2017 sollen alle Daten vollständig sein.
Veröffentlicht: 04.02.2015 | Quelle: Wiesbadener Kurier (online)
Startschuss für die bundesweite Ausdehnung der Initiative „du bist kostbar“
Weltkrebstag am 4. Februar
Anlässlich des Weltkrebstages am 4. Februar findet heute traditionell die Veranstaltung der Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“ im Biebricher Schloss für das Jahr 2015 statt. Der hessische Gesundheitsminister Stefan Grüttner und der Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft Dr. Johannes Bruns geben den Startschuss für die bundesweite Ausdehnung der Initiative „du bist kostbar“. Hessens Gesundheitsminister, Stefan Grüttner, sagte, Hessen sei einmal mehr Vorreiter. „Mit der Kampagne `du bist kostbar` setzen wir bundesweit wichtige Impulse für Krebskranke und ihre Angehörigen“, so Grüttner.
Die Initiative wurde vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, der Hessischen Krebsgesellschaft und der Stiftung „Leben mit Krebs“ 2012 ins Leben gerufen. Aufgrund der großen Unterstützung der Kampagne von Seiten der Krankenkassen, Ärzteschaft, Landfrauen, Vereine und Profisportler und der positiven Wirkung auf die Krebskranken erfolgt nun gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft, finanziert durch die Deutsche Krebsstiftung, die bundesweite Ausdehnung.
Orientierung bieten und Mut machen
„Damit aus einem Gedanken eine Bewegung wird, braucht es Leitfiguren. Menschen, die glaubwürdig und inspirierend dafür stehen, dass der Wert des Lebens durch nichts gemindert werden darf. Ich freue mich darüber, dass wir Herrn Bundesminister Hermann Gröhe für die Schirmherrschaft über die heutige Auftaktveranstaltung gewinnen konnten“, bedankte sich der hessische Gesundheitsminister. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe erklärte: “Die Diagnose “Krebs” ist für die allermeisten Menschen ein Schock. Vieles von dem, was bisher als sicher galt, gerät ins Wanken. Angst und Hilflosigkeit machen sich breit. Viele Krebskranke und ihre Angehörigen fühlen sich mit der Diagnose überfordert. Die Initiative “du bist kostbar” kann Krebspatienten und ihre Angehörigen beim Umgang mit der Krankheit unterstützen, Orientierung bieten und Mut machen. Ich danke allen Beteiligten für dieses wichtige Engagement und wünsche mir, dass die Initiative viele Nachahmer findet.”
In Deutschland erkranken ca. 500.000 Menschen jährlich neu an Krebs. Viele Neuerkrankte fühlen sich nach der Diagnose alleine. „du bist kostbar“ zeigt das Gegenteil. Die Krebspräventionsinitiative ermutigt Krebskranke und ihre Angehörigen zu kämpfen. Vier Betroffene machen in Form von vier Kurzfilmen, die am Dienstag zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt wurden, den Anfang. Sie erzählen, wie sie ihre Krebserkrankung erleben und damit umgehen, was sie ängstigt, was sie stärkt und ihnen hilft, hoffnungsvoll in die Zukunft zu blicken. Die Filme können auf der Webseite www.du-bist-kostbar.de angeschaut werden. Zudem bietet die Webseite eine bundesweite Plattform zum Austausch für die einzelnen Länderkrebsgesellschaften. „Die Landeskrebsgesellschaften in der Bundesrepublik erhalten die Möglichkeit, ihre eigenen Aktivitäten auf der Webseite darzustellen.“, so Dr. Bruns von der Deutschen Krebsgesellschaft abschließend.
Gesundheitsminister Grüttner empfängt Fachpublikum
Neben dem Startschuss für den bundesweiten Ausdehnung der Kampagne „du bist kostbar“ unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe und der Vorstellung neuer Projekte wird den Hessischen Initiatoren und Unterstützern der Kampagne die Möglichkeit zum Ideenaustausch gegeben. „Wir sollten uns nicht auf dem Erfolg ausruhen, unser Ziel für heute ist die Entwicklung neuer Ideen und Visionen für Hessen“, forderte Grüttner auf der Veranstaltung vor rund 150 Gästen. Das Hessische Ministerium für Soziales und Integration geht mit dem neuen Programm „Kampf dem Krebs am Arbeitsplatz“ als gutes Bespiel voran. „Vor dem Hintergrund, dass insgesamt zwischen 4 und 8,5 Prozent aller Krebserkrankungen auf arbeitsbedingte Expositionen zurückzuführen sind, ist es nur konsequent, dass das Hessische Ministerium für Soziales und Integration und die Hessischen Aufsichtsbehörden für Arbeitsschutz das Thema arbeitsbedingte Krebserkrankungen konsequent anpacken“, stellte Grüttner klar. Ein weiteres neues Projekt im Rahmen von „du bist kostbar“ stellte Professor Riemann von der Stiftung LebensBlicke vor. Zusammen mit dem Hessischen Ministerium für Soziales und Integration, der Metropolregion Rhein-Neckar, dem Gesundheitsnetz Rhein-Neckar-Dreieck e.V. und dem Kreis Bergstraße wird ein Präventionskonzept in Schulen zum Schutz vor HP-Viren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können, erarbeitet.
Neue Erkenntnisse zu den Langzeitfolgen einer Krebserkrankung wurden von der hessischen Krebsgesellschaft erarbeitet und in 2015 wird sie sich diesem Schwerpunkt widmen und bspw. Gehaltseinbußen durch Arbeitszeitreduzierung in den Blick nehmen. „In der Gesamtschau halte ich die Vorsorgemaßnahmen, die sich bereits in der Vergangenheit bewährt haben, für extrem wichtig, hier werden wir unser Engagement fortsetzen“, sagte der Hessische Gesundheitsminister zu. Zu den Initiativen, die auf Prävention setzen, zählt unter anderem „du bist kostbar- Anleitung zur Selbstuntersuchung der Brust“. Dies ist eine Kampagne der Hessischen Landfrauen und der AOK. Seit 2012 konnten 3200 Frauen auf 156 Veranstaltungen erreicht und zu diesem wichtigen Thema aufgeklärt werden.
Hautkrebsprävention an Grundschulen>„Schatten, Shirt und Sonnencreme“ ist der Name eines Projektes, das Aufklärung zu Hautkrebsprävention an Grundschulen durchführt, koordiniert durch die HAGE e.V. Die Finanzierung erfolgt durch die Krankenkassen DAK und Knappschaft Bahn-See. Im vergangenen Jahr konnten an 22 Schulen im Main-Kinzig-Kreis und dem Landkreis Limburg-Weilburg 2800 Schülerinnen und Schüler für dieses Thema sensibilisiert und darüber aufgeklärt werden, dass es wichtig und zugleich einfach ist, sich vor Sonne zu schützen. Eine weitere Kampagne zum Thema Hautkrebsprävention heißt „Schatten, Shirt und Sonnencreme – Sportler gegen Hautkrebs“, gefördert durch die Techniker Krankenkasse und unterstützt vom Landessportbund Hessen. Diese richtet sich an Freiluftsportler und informierte ca. 10.000 Sportler von 120 Vereinen auf zahlreichen Veranstaltungen in Hessen erfolgreich über die Prävention von Hautkrebs. Mit dem Pilotprojekt „Freude am Essen – aktiv leben mit und nach Krebs“ wurde in Hessen ein Zeichen gesetzt, dass ausgewogene und regelmäßige Ernährung eine wesentliche Voraussetzung für eine bessere Lebensqualität der Betroffenen ist. Unter dem Motto „Sport und Bewegung für Menschen mit Krebs“ initiierte die Stiftung Leben mit Krebs eine Aktionswoche. 83 Vereine aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen folgten dem Aufruf und beteiligten sich mit mehr als 1.700 betroffenen Sportlerinnen und Sportlern.
Mit der jährlich durchgeführten Benefizregatta „Rudern gegen Krebs“ werden solche Sport- und Bewegungsprojekte vor Ort gefördert, mit deren Hilfe sich Menschen mit Krebs regelmäßig sportlich aktiv betätigen können, um so ihre Therapieprognose zu unterstützen. Von den elf bundesweiten Regatten 2014 wurde eine auf dem Main in Offenbach durchgeführt. In diesem Jahr ist erneut Mühlheim a.M. der hessische Austragungsort.
„Vorsorge kann Krebs verhindern“
Zudem waren 2014 auch die Männer gefragt, die Grüttner als „traditionelle Vorsorgemuffel“ bezeichnete. „Vorsorge kann Krebs verhindern und ich freue mich, dass wir in Hessen 1000 mutige Männer aufrufen konnten, eine Darmkrebsvorsorge zu machen.“ Abschließend bedankte sich Grüttner bei den unterstützenden Institutionen, der Hessischen Krebsgesellschaft e.V., der Stiftung Leben mit Krebs, der Deutschen Krebsgesellschaft, der Stiftung Lebensblicke, dem Hessischen Landfrauenverband, dem Landessportbund Hessen e.V. sowie den mitwirkenden Krankenkassen: AOK, Barmer GEK, DAK, Knappschaft Bahn See und TK, für ihre stetige Unterstützung der Hessischen Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“.
Kontakt für Pressevertreter
Pressesprecherin:
Esther Walter
Pressestelle: Hessisches Ministerium für Soziales und Integration
+49 611 8173408
Tele +49 611 89084666
E-Mail: presse@hsm.hessen.de
Veröffentlicht: 03.02.2015 | Quelle: 2elf Düsseldorfer Abendblatt (online)

Essener Assistenzärztin macht Krebskranken Mut
Auftaktveranstaltung zum Weltkrebstag im Biebricher Schloss
Der Nobelpreisträger für Medizin, Professor Dr. Harald zur Hausen, verlieh der diesjährigen Auftaktveranstaltung zum Weltkrebstag im Biebricher Schloss einen ganz besonderen Stellenwert. Er war Referent auf der Tagung über die Pläne der Hessischen Krebspräventionsinitiative „Du bist kostbar“, deren Initiatoren das Hessische Sozialministerium, die Hessische Krebsgesellschaft und die Stiftung „Leben mit Krebs“ sind. Ein diesbezüglicher Schwerpunkt in diesem Jahr wird die Schutzimpfung gegen Humane Papillomviren (HPV) sein, deren Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs der 2008 ausgezeichnete Forscher entdeckt hatte. Darüber berichtete er in seinem Vortrag „Weg zu einem Impfstoff gegen Krebs“.
Rund 130 Zuhörer
Die rund 130 Zuhörer verfolgten aufmerksam, mit wie viel Konsequenz und Durchsetzungsvermögen der Querdenker unterschiedlichste Hürden überwinden musste, um der Hauptursache des Zervixkarzinoms auf die Spur zu kommen und damit die Grundlagen für die lebensrettende HPV-Impfung zu schaffen. Nicht nur die wissenschaftliche Arbeit im Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg erstreckte sich über einen sehr langen
Zeitraum, die äußeren Bedingungen kamen erschwerend hinzu: Kein Mensch habe damals an die mögliche Rolle einer Infektion bei Krebs geglaubt, die Fachpresse habe diese vielmehr total geleugnet. Als ihm endlich der Nachweis von Viren-DNA in Tumorzellen gelungen war, suchte er vergeblich die Unterstützung deutscher Pharmaunternehmen für die Entwicklung des Impfstoffs. Der Zorn über die ablehnenden Reaktionen ist ihm bis heute anzumerken. Die Impfstoffe wurden schließlich in den USA entwickelt.
Selbst dann trat diese Impfung, die heute laut Harald zur Hausen eine der erfolgreichsten Impfungen überhaupt ist, in Deutschland noch nicht den zu erwartenden Siegeszug an: Trotz ihrer großen Sicherheit und Effizienz sei es hierzulande zu einer Gegenbewegung mit großem Medienecho gekommen. Als Folge davon, so die Überzeugung des Nobelpreisträgers, liege die Impfrate derzeit deutschlandweit bei nur 30 bis 40 Prozent, während sie in Australien, Kanada, England und den Niederlanden etwa doppelt so hoch sei.
Um die Impfrate nun auch bei uns zu steigern, startete man im Juni 2015 ein Modellprojekt im Kreis Bergstraße. Darüber informierte Dr. Claus Köster, Präsident des Gesundheitsnetzes Rhein-Neckar-Dreieck. In diesem Rahmen führt man freiwillige Schulimpfungen an sechs Grundschulen durch: Das Projekt, das Eltern, Schüler, Lehrer und Ärzte einbezieht, soll die Impfrate bei den Mädchen in der Region im kommenden Jahrzehnt verdoppeln. „Unser Ziel ist es, dadurch allein in diesem Bereich etwa 200 Leben zu retten, 600 Krebsneuerkrankungen zu verhindern und über 10 000 Operationen von Vorstufen zu vermeiden.“ – Angelika Eder
Veröffentlicht: 02.02.2015 | Quelle: Wiesbadener Kurier, Foto: RMB/Heiko Kubenka
Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ – Stefan Grüttner zieht Bilanz
Anlässlich des Weltkrebstages hat Sozialminister Stefan Grüttner eine Bilanz der Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ gezogen. Prävention sei ein wichtiger Bau-stein, um Krebs entgegen zu wirken und erkrankten Men-schen ein Leben mit Krebs zu erleichtern, erklärte Grütt-ner. Krebs ist nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache. Jährlich erkranken in Hes-sen rund 35.000 Menschen neu an Krebs. „Vorsorge ist das beste Mittel gegen den Krebs, je früher eine Erkran-kung oder deren Vorstufen erkannt werden, desto effizien-ter kann dagegen vorgegangen werden beziehungsweise können akute Erkrankungen komplett vermieden werden.“ Unter dem Motto „du bist kostbar – Hessen gegen Krebs“ werden auch in diesem Jahr alle Präventionsaktionen ge-bündelt. Er freue sich, so Grüttner, dass die hessische Krebspräventionsinitiative „du bist kostbar“ mittlerweile bundesweit umgesetzt werde.